Short Facts

Motor

Karosserie

Getriebe

Antrieb

Zulassung

Kilometer

Zustand

Reihe 4

Speedster

3-Gang manuell

Heck

Veteranenstatus frisch

17'800 (abgelesen)

Racecar

Because Racecar

Ein für den Motorsport geeigneter Rennwagen muss heute ein paar unverhandelbare Bedingungen erfüllen. Er muss schnell sein, er muss standfeste Bremsen haben, möglichst wenig Gewicht auf die Waage bringen und sicherheitstechnisch auf Stand sein. Und, eine Startnummer braucht’s dann auch noch. So zumindest die heutigen, grob umrissenen Prämissen für den seriösen Motorsportler. Jetzt gehen wir mal zurück in die Anfänge des motorisierten Wettbewerbs und stellen uns vor diesen 1929er Ford Speedster. Er hat Mehrleistung, er ist leicht und er hat eine Startnummer. Das war’s dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten zum heutigen Motorsport, vor allem in Sachen Sicherheit schauen wir da in ein ganz grosses, schwarzes Loch; keine Gurte, kein Käfig, rudimentäre Bremstechnik. Das muss reichen, um gleichzeitig der Schnellste und am Schluss auch noch der am Lebendigste zu sein. Und gerade in den Anfängen des Rennsports war das nicht immer selbstverständlich, das war wie Bergsteigen ohne Seil. Aber das gehörte einfach auch ein wenig dazu, der Rennfahrer per se war einfach ein verrückter Hund und in gewisser Weise auch ein Abenteurer. Und wenn wir gerade von verrückt sprechen, dieser Speedster ist komplett gaga.

Juan Manuel Fangio

Er gehört zu den ewig legendären Fahrern und zu den Wegbereitern der Formel 1 und des Grand Prix Rennsports. Aber auch er hat mal klein angefangen und weil damals Rennwagen ab der Stange nicht zu kriegen waren, mussten sich die Piloten etwas einfallen lassen. In seinem speziellen Fall hat er sich dazu entschieden, ein Ford Model A als Basis bzw. als Fundament für seine folgenden Jahre zu wählen. Aber, so ein Model A ist als Limousine vom Band nicht unbedingt tauglich für Motorsport, also hat man einfach alles unsportliche von dem Auto weggebaut und dann eine dieser ikonischen Alukarosserien auf das Chassis gesetzt. Den Motoren hat man selbstverständlich noch etwas mehr Leistung entlockt. Fertig war das erste Formel Auto der Automobilgeschichte, das Grundprinzip zieht sich bis in die heutige Zeit. Bis heute werden Ford Model A Rennwagen, bevorzugt in Argentinien gebaut, ganz eng mit Fangio in Verbindung gebracht.

Strassentauglich?

Man muss sich mal vorstellen, so ein Auto fährt sich wie ein Trecker, einfach fünfmal so schnell. Es gilt, sich an dem Lenkrad festzuhalten, weil, da sind einfach keine Gurte, welche dich im Auto festhalten könnten. Der Speedster ist unfassbar laut, aber das schöne laut. Deswegen, weil zwischen Krümmer und Endrohr nur noch mehr Rohr ist. Kein Schalldämpfer, kein Kat und kein Partikelfilter stehen den Verbrennungsgeräuschen des 3.3 Liter grossen Vierzylinders im Weg. Die Räder stehen frei und haben, zumindest offiziell, keine Schutzbleche. Die überraschend bequeme Sitzbank ist in einer festen Beziehung mit der Alukarosse. Der Leiterrahmen besitzt die Steifigkeit von eben einer Leiter. Die Bremsen machen das, was sie per Definition machen sollen (sie machen das Auto definitiv nicht schneller), aber das tun sie nur so fest, wie der Fahrer Muckis in den Beinen hat. Es hat Licht und Blinker. Und jetzt kommt der Clou, das Auto ist genau so als Veteran zugelassen und kann im Strassenverkehr bewegt werden. Damals war das einfach «nur» ein Rennwagen, heute ist das offiziell anerkanntes Kulturgut und darf gerne im zivilen Strassenverkehr bewegt werden.

Der Innenraum

Das können wir ganz kurz machen, es gibt keinen, weil kein Dach. Da ist ein Lenkrad, Pedalerie und eine üppig gepolsterte Sitzbank. Wo man hinfässt ist entweder Auto oder Natur.

Dynamik

Also, zuerst mal starten; Schlüssel auf Zündung, Benzinpumpe etwas Sprit fördern lassen und dann via Fussschalter den 3.3. Liter grossen Rüpel im Vorderbau aufwecken, das geht übrigens auf den ersten Dreh. Kurz überlegen, ob man nicht doch noch einen Satz Oropax mitnehmen soll. Es riecht nach ineffizienter Verbrennung, Schmierstoffen und Benzin. Fliegerbrille ins Gesicht ziehen, ersten Gang einlegen, Kupplung kommen lassen und dann ist das plötzlich wie Achterbahnfahren. Der grosse Vierzylinder schüttelt die eher starr verschraubte Konstruktion in alle Richtungen durch. Der Wind kommt von allen Seiten und es ist absolut zutreffend wenn man sagt, das Auto ist eine Badewanne mit Gaspedal. Tritt man da drauf, geht der nur rund 600kg leichte Ford stramm vorwärts und das wissen dann auch alle im Umkreis von drei Kilometern, der Sound ist zum niederknien und der Schallpegel aberwitzig hoch. Das Dreiganggetriebe mit zusätzlichem Overdrive verlangt nach etwas Gefühl und Geduld, Hochschalten geht direkt, runterschalten sowieso nur mit ordentlich Zwischengas und Zwischenkuppeln. Und das macht Bock, auf das Getriebe fuchst man sich recht zügig ein und wenn man’s raus hat, dann kommt dieser Drang, perfekte Schaltvorgänge zu absolvieren, das Auto flüssig zu fahren und auch die Umwelt daran teilhaben zu lassen. Und das geht wirklich. Apropos flüssig; Lenkung. Es ist nicht so, dass der Wunsch zur Richtungsänderung telepathisch ausgeführt werden könnte. Das eine ist, dass die Lenkung zwar um die Mittellage stramm greift, aber in der Last konstruktionsbedingt auch etwas Spiel besitzt und kraftvolles Gefühl fordert. Und das andere ist, dass das Auto durchaus auch ein wenig seinen eigenen Kopf hat, wenn es um’s Lenken geht. Also, hier ist gerade zu Anfang Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl gefragt und wenn die erste Nervosität verfliegt dann stellt man fest, dass man den Speedster auch mal ein wenig machen lassen kann. Das Auto mag in vielerlei Hinsicht gefährlich sein, aber Rennwagen waren noch nie deswegen so faszinierend, weil sie ein absolut sicheres Fahrgefühl vermitteln. Fahren bedeutet in dem Speedster harte, aber wundervolle Arbeit, es ist wirklich Sport und nach einer Stunde Fahrt wird man dann doch ein wenig Schwitzen.

 

Das Auto besitzt aber nicht nur eine, sagen wir mal rein physikalisch zu erfassende Dynamik, der Speedster kann noch viel mehr als vorwärts, rückwärts, links und rechts. Dieses Gerät ist nämlich sowas wie ein Emotionsturbolader. Wer drin sitzt schwankt zügig zwischen diversen Hormonschüben, da kommt Adrenalin, Glückshormone und Euphorie, wenn’s sein muss (es muss!) alles auf einmal und wie ein nasser Waschlappen mit 150 km/h mitten ins Gesicht. Wer Autos mag, hier steht eine Essenz, ein Konzentrat, in unbegrenzter Menge und nur schwer zu dosieren. Suchtpotential? Naja, Rennwagen halt und damit auch nichts für Hitzköpfe. In Summe macht das Auto nicht nur optisch und akustisch ein Heidenspektakel, es sorgt auch für eine Menge Fahrspass. Aber, und da bin ich ehrlich, die allerersten fünf Minuten sind der Horror. Danach geht es aber steil bergauf.

Für die Umwelt scheint der Speedster unreal. Wer sich mit dem flotten Ford in den normalen Strassenverkehr mischt stellt fest, dass eigentlich fast jede/r zweimal hinschauen muss, weil die Leute einfach nicht damit rechnen, dass ein Rennwagen aus den späten Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts an der Kreuzung neben einem stummen Tesla steht. Und wenn der Betrachter dann realisiert, was da vor sich hinbollert, dann steigen die Mundwinkel nach oben, strahlende Gesichter und erhobene Daumen überall. Und, in diesem Auto hatte ich sowas wie eine Premiere, positive Gesten und Bekundungen in jeglicher Form sind in Oldtimern eigentlich normal, aber johlenden Applaus von zwei Radfahrern in viel zu engen Hosen, das habe ich dann doch noch nie erhalten. Der Punkt geht an den 29er Ford Speedster.

Zustand

Ehrlich gesagt, an dem Auto ist nicht so vieles dran, was einen Zustand haben könnte. Der Speedster ist an sich schon ein Zustand. Und der ist genauso, wie er eben sein soll. Mechanisch, roh und angemessen patiniert.

Technisch und mechanisch ist alles zur Perfektion getrieben, der 94 Jahre alte Geselle wurde die letzten zwölf Jahre von einem kleinen privaten Rennstall bevorzugt bei Rennveranstaltungen in den Schweizer Bergen standesgemäss bewegt, gefeiert und technisch immer in einem Zustand gehalten, so dass man morgen gleich wieder ein Rennen fahren könnte. Gewaschen wurde das Auto noch nie und das sieht man auch, dem Besitzer war es immer wichtig, dass das Auto seine Motorsportgeschichte zeigt und mit Würde trägt. Nicht zuletzt deswegen wurde kürzlich sein Veteranenstatus um weitere sechs Jahre verlängert, bei seinem nächsten MFK-Termin wird der Speedster seinen hundertsten Geburtstag feiern.

 

Rost ist weit und breit keiner zu finden, die Alukarosserie ist frei von Dellen oder Verformungen, das Gurtzeug ist intakt, die Hauben schliessen perfekt, die Hölzer, Gläser und das Leder der Sitzbank sind ohne Schäden. Ein wenig Ölverlust ist natürlich vorhanden, der ist allerdings sehr überschaubar und ist bei einem solch alten Auto durchaus als normal zu bezeichnen.

Originales und Originelles

Dieser Speedster war Teil einer kleinen Serie von acht Fahrzeugen, welche in den letzten Jahrzehnten in penibler Handarbeit in Argentinien gebaut wurden. Dazu gehört auch die Karosserie, welche komplett aus Aluminium geformt und auf das Chassis gepackt wurde. Wüsste man es nicht besser würde man meinen, das das Auto aus einer Grossserie stammt, dieser Aufbau ist wirklich nur als perfekt zu bezeichnen. Und eben auch genau so, wie man damals solche Autos gebaut hat. Mit blossen Händen und rudimentären Hilfsmitteln, aber dafür aber mit umso mehr handwerklichem Geschick. Und das merkt man auch beim Fahren, auch wenn alles schüttelt, klappert und scheppert, alles bleibt da wo es ist. Der originale Tacho geht, um die Genauigkeit aber würden wir nicht wetten. Die Hupe ist definitiv original, wer die alten, amerikanischen Zeichentrickfilme kennt, weiss wie sie klingt. Der Speedster wurde der Zuverlässigkeit wegen auf 12 Volt umgerüstet. Und zuverlässig ist er, lediglich wenn er länger nicht bewegt wurde, benötigt er jeweils einen Schuss Starterspray in die beiden Vergaser.

 

Der Motor entspricht im Kern dem Model A Triebwerk, wurde aber für den Rennsport optimiert, eine entsprechende Dokumentation dazu liegt dem Auto bei. Hatten die Triebwerke damals 40 PS, sind es bei diesem Eisenschwein so ca. 70 argentinisch-amerikanischer Pferde. Auch hier wurden nur auf jene Hilfsmittel zurückgegriffen, welche damals zur Verfügung standen. Also, keine elektronisch geregelte Zündung oder Stahlflexleitungen, hier sind noch Metallrohre am Werk. Der Kühler wurde erst kürzlich gewechselt, die Benzinleitungen ersetzt. Die Radlager sind fest, die Bremsen ziehen gleichmässig.

 

Apropos Kühler wechseln, die Ersatzteilversorgung für diese Autos ist aussergewöhnlich gut und auch nicht wirklich teuer, man kriegt so ziemlich alles aus dem Katalog geliefert, ausser eben die handgefertigten Karosserieteile.

Noch mehr Bilder von dieser erstklassigen Todesfalle findest Du in unserer Galerie. Solltest Du Interesse an oder Fragen zu diesem Fahrzeug haben, benutze bitte das untenstehende Formular oder ruf uns unter untenstehender Nummer an. Wir werden uns selbstverständlich zeitnah bei Dir melden.

 

Gruss aus der Küche

Markus

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