Short Facts

Motor

Karosserie

Getriebe

Antrieb

Zulassung

Kilometer

R6 3442 ccm

Cabriolet

Manuell 4-Gang

Heck

Veteran bis 2023

4'700

Offen für alles

Wenn man an Grossbritannien denkt, dann ist offen fahren nicht unbedingt das erste, was einem einfällt. Das Wetter ist mehrheitlich eher feucht gehalten und nicht umsonst gehört ein Kamin zu der Grundausstattung eines jeden Landhauses, besser noch man hat mehrere. Man könnte jetzt daraus ableiten, dass der Bau von britischen Automobilen diesen Umständen entsprechend gehalten ist und die Autos aus dem Königreich so wasserdicht sind wie eine teure Schweizer Uhr. Trotzdem aber haben sich die Engländer einen Namen gemacht im Bau von ikonischen Roadstern und Cabriolets und auch wenn diesen Autos das Klischee anhaftet, dass sie nicht ganz dicht sind, sind es die offenen Autos, welche uns als erstes einfallen, wenn wir an britische Autos denken. Und was uns noch dazu einfällt sind dicke Teppiche, üppig verbautes Wurzelholz und weiches, bevorzugterweise beiges Leder. Und damit stehen wir hier vor diesem 1954er Jaguar XK 120 Drop Head Coupé, welcher britischer nicht sein könnte. Auch deswegen, weil er in diesem wunderschönen Grün ins Licht gerückt ist. Wunderschön.

Grün ist das neue Schwarz?

Je nach Betrachtungsweise, sollten heute ja alle Autos so grün wie möglich sein. Jedoch weniger von der eigentlichen Farbe der Lackierung, sondern mehr vom Umweltaspekt her. Wir befinden uns jedoch gerade im Jahre 1954, wo der Umweltgedanke, wenn überhaupt, noch ein ziemlich zartes Pflänzchen war. Im konkreten Fall dieses XK 120 mit seinem fest verbauten Stoffdach ist grün die Farbe, welche er auf seinem Blechkleid trägt. Und diese steht im nicht nur gut, sondern schlicht und dennoch perfekt. Man kann nicht viel falsch machen, wenn man solch eine Farbe bei einer Restauration auf solch einen wohl geformten Briten aufträgt. Auch dann nicht, wenn man sich über die Werksauslieferung hinwegsetzt und das ursprüngliche Pastel Green mit etwas dunkleren Nuancen anreichert, damit der Tradition gerecht wird und dem legendären Briten einen würdigen Auftritt verschafft.

Fahren bitte!

Dass das Auto optisch keine Wünsche aufkommen lässt ist die eine Sache. Aber da es sich ja auch um ein Fahr- und weniger um ein Stehzeug handelt, sollte das natürlich auch gut fahren. Und Spass machen. Und auch hier gibt sich der Jag keine Blösse, der Fahrspass ist jenseits von all dem, was man in einem modernen Auto als solchen definiert. Der Sound aus der zweiflutigen Auspuffanlage ist einfach nur zum Niederknien. Die direkte, servolose Lenkung lässt den XK erstaunlich leichtfüssig um die Kurven dirigieren und die Gasannahme von einem grossvolumigen Reihensechszylinder mit Vergasern ist nur als augenblicklich zu bezeichnen. Es gibt allerdings einen Haken an der Sache. Und das sind die Platzverhältnisse im feudalen Innenraum. Wer sich über 1,80m schimpft, wird Mühe haben, sich in dem kompakten Roadster über längere Strecken wohlzufühlen. Es geht sehr eng zu und her in dem Briten, das Lenkrad ragt weit in den Innenraum und liesse sich sogar noch weiter gegen des Fahrers Brust hin verstellen, was allerdings mehr ein Bug, denn ein nützliches Feature wäre. Dafür aber und vor allem für Autos aus dieser Zeit ungewohnt, Dreipunktgurte. Eine gewisse Form von Restsicherheit bietet also der hübsche Brite schon.

Der Innenraum

Feudal und ungeniert luxuriös, so knapp lässt sich der Innenraum dieses Drop Head Coupé's zusammenfassen. Bei der Komplettrestauration wurde dem Innenraum und dessen Materialien umfangreich Aufmerksamkeit geschenkt und das kann man nicht nur sehen, sondern auch fühlen und riechen. Es riecht gut in diesem Auto, eine Mischung aus Wohnzimmer und etwas Benzin. Die Hölzer glänzen mit dem Chrom um die Wette und das grossflächig verbaute Leder versprüht Wärme. Wer also vielleicht doch mal in kaltes Wetter gerät, der wird auch bei geschlossenem Dach mit der Wärme von natürlichen Materialien verwöhnt. Vor allem aber, mit einer Materialanmutung, welche man in modernen Autos nur noch erahnen kann. Es versteht sich von selbst, dass das kleine Ablagefach am unteren Ende des Armaturenbrettes mit grünem Filz ausgekleidet ist. Nicht dass man darin Billiard spielen könnte, aber zumindest die Grundlage wäre gegeben.

Dynamik

Rekorde sind da, um gebrochen zu werden. Und der XK 120 hat damit einige Rekorde gebrochen, indem er eben solche aufgestellt hat. Wie eben so einige Geschwindigkeitsrekorde, auf welchen schon der Name basiert, also 120 mph, also 193 km/h. Klingt jetzt nicht nach viel für einen 2021er Skoda Octavia. Oder einen 1988er Golf GTI. Aber für ein Auto aus den frühen 50er Jahren ist das eine Menge Holz auf dem Tacho. Und sowieso, 160 offizielle PS waren damals schon eine ziemliche Ansage, vor allem für den Preis, welchen man für den XK aufgerufen hat. Und wer bereit war, etwas mehr auszulegen, der kriegte 180 PS im XK, in der SE oder eben "Special Equipped" Version. Und damit stehen wir schon wieder vor genau diesem XK 120, welcher eben einer jener raren SE Versionen war, welche damals und auch heute so begehrt sind. Und es ist nicht so, dass man diese Leistungsspritze benötigen würde, um im heutigen Strassenverkehr mithalten könnte. Nein, der XK zieht in jeder Situation zügig von dort weg, von wo man weg will. Wirklich, auch wenn die Leistungsdaten anderes vermuten lassen, aber dieser 54er Jaguar kann extrem zügig unterwegs sein, wenn man denn möchte.

Verzögern tut der Jag natürlich auch, mehr jedoch zeit- als standesgemäss. Die Trommelbremsen benötigen einiges an Kraft und man tut sich gut daran, die Routine mit dem Runterschalten und dem Bremsen etwas früher einzuleiten als dies bei anderen Autos der Fall wäre. Nicht weil die Bremsen schlecht wären, aber, in diesem Auto darf man sich für alles ein wenig mehr Zeit nehmen. Das macht diesen Jag auf seine eigene Art etwas anstrengender zu fahren, dafür ist er aber umso intensiver. Ein grosser Teil der Dynamik dieses Autos findet im Kopf statt. Und damit sind seine Kräfte auch dann noch sehr gut spürbar, wenn er schon wieder in der Garage steht und knisternd abkühlt.

Zustand

Der Zustand dieses XK 120 SE DHC hat zwei Seiten. Einerseits ist die Restauration, auf absolutem Höchstniveau durchgeführt worden. Wirklich, daran müssen sich viele andere Exemplare messen lassen. Andererseits ist dieser aufwendige und absolut kompromisslose Wiederaufbau auch einige Jahre her und die einzige Stelle, an welchem sich die nachvollziehbare Alterung zeigt, ist, ist an dem Armaturenbrett. Das Wurzelholz wurde zwar absolut fachmännisch und erstklassig wiederhergestellt, zeugt jedoch am heutigen Tage von unbarmherziger Sonneneinstrahlung und dem unerbärmlichen Einfluss von UV-Licht: Die Holzschicht oberhalb des Ablagefachs zeugt von Spuren des Alterungsprozesses und löst sich langsam von seinem Trägermaterial ab. Und auch auf dem Fahrersitz zeigen sich die Spuren des Lebens, zwei kleine Löcher zeugen von dem (vermutlich) nicht ganz so sorgfältigen Gebrauch von hochwertigen Rauchwaren der 1.5cm Durchschnittsklasse.

 

Und damit wären wir auch schon am Ende der Meckereien angelangt, welche diesem XK 120 angelastet werden können. Der Rest des Autos gibt sich in Auslieferungszustand, nicht zuletzt wegen der ausserordentlich guten Pflege, welche diesem Jaguar über all die Jahre zugekommen ist. Von jenem detailverliebten Mann und dessen mannstarkem Betrieb, welcher ihn damals akribisch wieder in diesen mehr als überdurchschnittlichen Zustand versetzt hat. Man muss dieses Auto in aller Ruhe gesehen haben um festzustellen, dass es sich hier um eine jener seltenen Ausnahmen handelt, von welchen so viele Sachkundigen sprechen.

Originales und Originelles

Dieser XK 120 SE in der Drop Head Ausführung besitzt selbstverständlich auch ein frisches Jaguar Daimler Heritage Trust Certificate. Daraus geht hervor, dass der XK 120 seinen ersten Motorblock und sein erstes Getriebe besitzt, zusammenpassend mit dem Chassis und der Karosserie (komplett matching #s). Im Zuge der aufwendigen Komplettrestauration hat man aber darauf verzichtet, das Auto in seinem ursprünglichen Pastel Green zu lackieren und den Innenraum mit dem Suede Green Leder auszukleiden.

 

Selbstverständlich ist die erwähnte Restauration (Frame Off, Rotationsbühne) komplett fotografisch dokumentiert und widerspiegelt auch die schier unglaubliche Verarbeitungsqualität, welche in diesem Auto in so vielen Details steckt.

Sold!

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