So klingt ein grünes Auto.

(Kopfhörer empfohlen)

Short Facts

Motor

Karosserie

Getriebe

Antrieb

Zulassung

Kilometer

7.5L V8 matching #s

Coupé

Automatik 3 Gänge

hinten

Veteran

unbekannt

Der Grüne

Als sich Ende der Sechzigerjahre in den USA die ersten Regularien betreffend Verbrauch, Schadstoffausstoss und das aufkeimende Umweltbewusstsein angekündigt haben, war die Stimmung in der amerikanischen Autoindustrie erstmal etwas gedämpft, irgendwelche Leute ohne Leidenschaft für das Muscle Car fingen an auf die Spassbremse zu treten. Vorbei schienen die Zeiten, als sich die Hersteller ihre legendären Wettkämpfe geliefert haben um Hubraum, Leistung und Viertelmeilenzeiten, diese Jahre hubraumrelevanter Tobsucht und deren Legenden, welche aus diesen Jahren hervorgegangen sind. Charger, Camaro, Challenger, Roadrunner, die Corvette, die Chevelle, die grossen Mustangs, der GTO und die Firebirds. Und, der Olds 442. Der geht in dieser Aufzählung gerne vergessen, war er doch gemessen an seinen Verkaufszahlen, eigentlich ein Flop. Eigentlich. Denn, auch wenn z.b. die Camaros im Jahre 1970 fast 125'000 mal auf dem Händlerhof abgeladen wurden, war der 442 mit seinen rund 22'000 Exemplaren zwar nur ein kleines Licht, aber eines das den Kennern das Wasser in die Mundwinkel trieb. Denn der 442 hatte andere Superlative zu bieten als nur nackte Verkaufszahlen und die Akzeptanz des damaligen Mainstreams. In einer Zeit, in der bei anderen Modellen bereits die Leistungsschraube nach unten gedreht wurde, drehte der 442 nochmal so richtig auf und setzte sich ein eigenes Denkmal, er war quasi die letzte Bastion des Hubraumwahnsinns inmitten seiner asthmatisch nach Benzingemisch ringenden Kollegen und stemmte sich mit seinen 360PS und 680Nm mit aller Kraft gegen den Trend zum Spritsparen.

7.5 Liter

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen als durch noch mehr Hubraum. Getreu diesem Motto bohrte man bei GM den bewährten 6.6 Liter nochmal gehörig auf und schuf damit etwas grosses. Etwas, womit man die Versicherer in Rage brachte, weil sich die Leute mit soviel Leistung oft in jene Schwierigkeiten brachten, welche die Versicherungen dann wieder berappen mussten. Deshalb hat man bei den Leistungsangaben des 455 auch etwas geschummelt, die nominellen 360PS waren in Wirklichkeit gerne 410PS und das HotRod Magazine war ziemlich verzückt über die Sprinterqualitäten des 442. Doch, bevor man als Liebhaber von Muscle Cars nochmal so richtig zuschlagen konnte, waren die 70er 442 bereits ausverkauft und der 71er 442 war dann auch bereits nur noch ein Schatten dessen, was der bis dahin grösste V8 aus dem GM-Regal zu leisten vermochte.

Luxury Coupé

Der 442 war aber nicht nur ein reifenfressendes Tier für den Dragstrip. Er konnte und kann auch heute noch ganz entspannt und mit Charme den Alltag entschwinden lassen. Es gab dezent eingesetztes Holz im Innenraum, eine leichtgängige Servolenkung, eine Klimaanlage für heisse Sommer und eine butterweich schaltende 3-Gang Automatik. Das Auto kann also nicht nur beeindruckend gut beschleunigen, es kann auch sehr gut entschleunigen. Viel Drehmoment bei tiefen Drehzahlen hilft um auch im heutigen, hektischen Strassenverkehr souverän mitzuschwimmen. Kein Geplärre von vorne, nur das angenehme, tiefe Brabbeln aus dem Heck und Leute am Strassenrand, welche sich lächelnd nach dem Olds umdrehen.

Der Innenraum

Bei diesem Exemplar wurde erfolgreich darauf geachtet, dass der Innenraum im Zuge der Komplettrestauration periodenkorrekt wieder hergestellt wurde. Dazu gehören die Sitze, die Mittelkonsole mit dem Dualgate Shifter von Hurst und das korrekte Lenkrad. Es ist auch noch eine Dreier-Anzeigenkombination aus Öldruck, Temperatur und Bordspannung zu finden, welche zuverlässig über die Vitalparameter des V8's informiert. Alle Anzeigen funktionieren einwandfrei, auch die Uhr tickt nach fast 50 Jahren immer noch im Sekundentakt. Beschädigungen, Risse oder Brüche sind keine zu finden, lediglich das originale Radio spielt keine Stücke mehr. In Anbetracht der Akustik des Motors ist dies aber ein vernachlässigbares Manko an Luxus. In diesem Innenraum findet sich kein Goofy-Zeug und es gibt auch keine sonstigen lustigen Geräusche aus der Comicbuchabteilung.

Hubraum und Spoiler

Der Grüne hat beides, man muss also auf nichts verzichten. Und vor allem der Spoiler hat das gewisse Etwas, die klassiche Form, abgekuckt aus dem Flugzeugbau. Ob er aerodynamisch wirklich etwas nützt wagen wir zu bezweifeln, aber dennoch waren solche Anbauten ab Werk damals sehr selten und sie unterstützen den Charakter dieses knalligen Coupès nicht über Mass. Der Olds bietet dann auch eine ziemlich Bandbreite an Emotionen im Fahrbetrieb, man kann den alten Amerikaner durchaus mal so richtig fliegen lassen und die Ausschüttung von Adrenalin forcieren. Aber, man kann auch völlig entspannt dahingleiten und sich vom V8 sanft die Trommelfelle massieren lassen. Gerade dann, wenn man in einer warmen Sommernacht mit offenen Fenstern über die leeren Strassen cruist und einen Eindruck davon kriegt, wo der Massstab für solche Autos Anfangs der 70er lag, dann packt dich der Olds. Und er wird dich begleiten bis du einschläfst. Wie sprechen da aus Erfahrung, es gibt Autos, die lassen dich einfach nicht mehr los, auch dann nicht wenn sie schon seit Stunden in der Garage stehen und das Triebwerk knisternd abkühlt. Der 442 spielt dabei definitiv in derselben Liga wie Camaro, Charger, GTO & Co., er macht Spass und wer gute, amerikanische Comedy mag, wird den Olds sowieso lieben. Nicht weil er lächerlich ist, sondern lustig.

Trotzdem, dass die Technik für heutige Verhältnisse sehr barock anmutet, muss man bei dem Auto auf nichts verzichten. Es gibt ein höhenverstellbares Lenkrad, richtig gute und angenehm dosierbare Bremsen und ein präzises Lenkverhalten. Die Lenkung gehört nicht zu jenen Derivaten, welche unnötigerweise Spiel haben und permanent Korrekturen erfordert. Natürlich hat das Auto nicht die Dynamik eines vergleichbar motorisierten, modernen Autos. Dafür aber entschädigt der 442 mit der Gewissheit, dass man denn doch könnte wenn man wollte. Das Auto klappt Kiefer zuverlässig in Zahnarztstellung, auch deswegen, weil der Olds grüner ist als jeder Tesla.

Zustand

Der 442 wurde 2016/2017 nachvollziehbar restauriert und seitdem ca. 1500km bewegt. Die Lackierung ist ausserordentlich gut und frei von Staubeinschlüssen, Läufen oder Wolken. Auch dem Blech wurde viel Aufmerksamkeit geschenkt, gerade ein Blick in den Kofferraum verrät, dass hier nicht mit Unmengen von Spachtel das Auto wieder in Form gebracht wurde, im Hinblick auf die Haltbarkeit der nächsten Jahre wurde eine Menge Blech ersetzt. Dies gilt auch für den Innenraum, Sitze, Dachhimmel und Teppiche scheinen neu und weisen keinerlei Abnutzungserscheinungen auf. Der Motor läuft so wie er soll und scheint ebenfalls eine Menge Zuwendung erhalten zu haben, Laufkultur, Leistungsenfaltung und die Leistungsabgabe scheinen die Frage nach den versammelten Pferdestärken und dem Drehmoment zu erübrigen. Leider wurde aber bei der Restauration nicht alles so perfekt gemacht wie wir es gerne hätten, deswegen wird das Auto aktuell auch von Sara's Garage vor allem in den kleinen Details nochmals instandgesetzt, bevor der Olds dann endgültig seinen verdienten Veteraneneintrag erhält.

Originales und Originelles

Das Auto kommt so original daher, wie es 1970 üblich war. Einzig die Lackierung ist nicht original, wobei dies eigentlich der Gag an diesem 442 ist. Dieses spezielle Exemplar ist sogenanntes "Special Order Car" mit der seltenen "Paint Code delete" Option, d.h. das Auto hatte ab Werk keine Lackierung aus dem Prospekt, sondern wurde nach Kundenwunsch lackiert. Wir können leider nicht mehr nachvollziehen, in welcher Farbe das Auto aus dem Werk gerollt ist und ob es tatsächlich jene Farbe war, welche jetzt auf dem Olds so unverschämt gut aussieht. Aber, soviel ist sicher, eine "falsche" Lackierung gibt es für dieses Auto nicht. Ebenso original, wenn auch aktuell stumm, das Radio.

Technisches und Optionen

Der 442 kommt abgesehen von der Edelbrock Ansaugspinne lediglich mit Werksoptionen daher, also nicht was es damals nicht auch aus dem Zubehörprospekt gegeben hätte. Dazu gehört die Motorhaube mit den funktionalen Lufteinlässen, der Dualgate Hurstshifter, der Heckspoiler, die Klimaanlage, die Chromapplikationen an den Türrahmen inkl. den Doorguards, die SS II Wheels inkl. Ersatzrad und die beiden Aussenspiegel. Auch die Beleuchtung im Handschuhfach und das Maplight unter dem Radio waren optional, sind hier verbaut und leuchten tiptop.

Sold!

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